Einführung durch Sepp Schellhorn



Geleitwort zu Verstörungen 2012 des Veranstalters Sepp Schellhorn.

Thomas Bernhard Festival in Goldegg

In Sydney erlebt im Jahr 2012 Die Macht der Gewohnheit ihre australische Erstaufführung − das Werk von Thomas Bernhard faßt damit auch auf dem fünften Kontinent Fuß. In Essen probt eine Laiengruppe den Theatermacher
Thomas Bernhard erweist sich in der Freizeit als unausweichlich. Sein Roman Das Kalkwerk wird veropert, die Alten Meister existieren als Comic, in Paris geht eine Dramatisierung der Verstörung über die Bühne − sei-ne Bücher bilden die Basis für andere Kunstformen.

Das Werk von Thomas Bernhard ist in über 50 Sprachen übersetzt. In Spanien, Italien und in Frankreich z. B

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. sind genauso viele Einzelausgaben seiner Bücher lieferbar wie im deutschen Sprachraum.

2003 startete eine 22bändige Werkausgabe mit sämtlichen zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Texten − ihr Abschluß steht bevor; zu seinem achtzigsten Geburtstag im Februar 2011 ließ es sich keine Zeitung, keine Zeitschrift, keine Fernsehanstalt entgehen, den Autor in umfangreichen Artikeln und langen Filmporträts zu rühmen
. Die österreichischen Medien, sekundiert von Politikern aller Couleur, erklärten Thomas Bernhard zum Staatsdichter.

Als in den sechziger Jahren die ersten Romane von Thomas Bernhard erschienen, galt er als der negative Dichter, der ausschließlich von Tod und Sinnlosigkeit handelt; zu Beginn der achtziger Jahren erklärte ihn ein amtierender österreichischer Bundesminister für Unterricht, Kunst und Sport als psychiatrie-reif. Sein letztes Theaterstück Heldenplatz verursachte einen ganz Österreich aufrührenden Skandal; von Mitte der fünfziger Jahre bis zu seinem Tod hatte er sich zahlreicher Klagen wegen seiner Artikel und Bücher zu erwehren.

Am Anfang seines Schreibens erlebte der 1931 geborene Thomas Bernhard die Erfolglosigkeit: Seine drei ersten Buchveröffentlichungen, die 1957 und 1958 publizierten Gedichtbände, blieben unbeachtet, sein Ro-mandebut 1963 (Frost) trug ihm Anerkennung bei der Literaturkritik ein, bei der Premiere als Theaterautor 1970 (Ein Fest für Boris) zollte ihm das Publikum respektvollen Applaus. Große Leserkreise, auch über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus, erreichte er erst mit den autobiographischen Erzählungen (der erste Band, Die Ursache, erschien 1975, der letzte 1982). Seine Kritik in öffentlichen Stellungnahmen wie in seinem literarischen Werk verschaffte ihm den Ruf des Österreichs- und Welthassers.

Hat also Thomas Bernhard erreicht, was er halb ernst, halb ironisch als sein Ziel ausgab: mit jedem Satz, jedem Absatz, jedem Kapitel seiner Bücher die Weltrevolution unter seinen Lesern weltweit zu entfachen, imdem er sie zum Weinen und oder zum Lachen bringt?Oder hat man Werk und Person dieses Schriftstellers so rezipiert, daß keine Verstörung mehr von ihm ausgeht? Hat man ihn zum Übertreibungskünstler verniedlicht, der all seine Bosheiten und Beschimpfungen gar nicht so meint, wie er sie zu Papier gebracht hat? Ist er bereits jetzt schon so wirkungslos wie die Klassiker der vergangenen Jahrhunderte? Hat er selbst zu dieser widerstandslosen Konsumierbarkeit auf dem gesamten Globus beigetragen, indem er sein Schreiben auf eine eingängige Masche verengt hat?

»Verstörungen
. Ein Fest für Thomas Bernhard« macht sich die Prämisse zu eigen, daß das Schreiben des Thomas Bernhard − seine Gedichte, seine Romane, seine Theaterstücke − heute erst seine Radikalität in Vollendung entfaltet. Sein Werk war, ist und wird sein: Verstörung des überkommenen Denkens, Verstörung jedweder philosophischer, psychologischer oder soziologischer Weltsicht, Verstörung jeder Auffassung von Literatur als durch Deutung Erschöpfbarem. Marcel Reich-Ranicki hat dies als die Inkommensurabilität des Thomas Bernhard bezeichnet

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Um solche Verstörung für jeden Leser, Zuhörer und Zuschauer nachvollziehbar zu machen, gehorcht das Programm des Goldegger Festivals drei Prinzipien:

Bernhards Werk ist allerhöchste Kunst und erfordert allerhöchste Kunst zu ihrer vollkommenen öffentlichen Darbietung. Deshalb engagieren sich beim Goldegger Festival Schauspieler, Interpreten, Schriftsteller, Regisseure, Dramaturgen allerersten Rangs mit ihrer allerersten Kunst.

Da die Wahrheit der Literatur stets konkret ist, erhalten genaue Lektüren seiner Werke einen wichtigen Platz innerhalb des Festivals. Also statt passivem Zuhören von Vorträgen: eigenes Lesen der Werke, von Lyrik, Drama und Prosa.
Da Bernhard auf seinem künstlerischen Weg Befeindungen und Befreundungen mit anderen Autoren hergestellt hat, wird ein Schriftsteller das eigene Werk durch eine Lesung vorstellen.
»Verstörungen. Ein Fest für Thomas Bernhard« findet zum ersten Mal statt zwischen dem 13. und 16. September 2012 im Hotel »Der Seehof« und im Schloß von Goldegg. Danach findet es jährlich zum gleichen Termin seine Fortsetzung.

Sepp Schellhorn